1
" Nach einer Weile des Schweigens sprach Johnny weiter und riss mich aus den Erinnerungen: »Was ich mache, ist singen. Die Frauen stehen einfach darauf. Es ist ein Nebeneffekt, aber einer, ohne den ich gut und gerne leben könnte. Alles, was für mich zählt, sind die Musik und das Surfen.«
Sein Blick ging in die Ferne, als suche er nach den richtigen Worten, obwohl mir bereits klar war, was er mir sagen wollte. »Musik ist für mich wie atmen. Ich brauche Musik, … weil, weil …«
»… du sie liebst«, beendete ich laut seinen Gedanken, der ihm nicht über die Lippen kommen wollte. Seine blauen Augen hielten meine schlagartig gefangen.
»Das ist so ein großes Wort …«, begann er, richtete sich nun selbst auf und fuhr sich durch die dunklen Haare. Dann ging Johnny zur Treppe, doch bevor er verschwand, drehte er sich noch einmal zu mir um.
»Wenn ich wüsste, was das ist, wäre es vielleicht das richtige Wort.«
Er war bereits unten im Wohnzimmer verschwunden, als ich meine Antwort aussprach, so, dass er sie noch hören musste: »Jeder weiß, was Liebe ist!«
Ich erhielt keine Antwort darauf. "
― Martina Riemer , Road to Hallelujah (Herzenswege #1)
2
" Wie immer hatte seine rauchige, tiefe Stimme eine beinahe schon hypnotisierende Wirkung, die einen dazu brachte, ihm näherrücken zu wollen. Dass seine Erscheinung auf dem erhöhten Hocker, mit zerrissener Jeans und den längeren, pechschwarzen Haaren ebenfalls die Hormone hochschießen ließ, war ein weiterer Zuckerguss. Aber am liebsten mochte ich seine Ausstrahlung, die er beim Singen bekam. Diese tiefen Gefühle, die er mit seinen Texten, seiner Stimme durch den Raum direkt in die Seele hineintragen konnte. Andere würden bei den Songs einen Beat oder ein Schlagzeug im Hintergrund haben wollen, nicht nur eine Wahnsinnsstimme und Gitarrenmusik – aber genau das passte perfekt zu ihm, denn es war so unverfälscht und ehrlich. So wie Musik sein sollte. Bei seinem Gesang kam es mir vor, als würde er sich öffnen und eine Seite zeigen, die er sonst verschlossen hielt. Und besonders dann fühlte ich mich Johnny immer vollständig verbunden, als teilten wir durch die Musik ein spezielles Band.
Was natürlich vollkommener Blödsinn war.
Diese Gefühle teilte wohl jedes zweite Mädchen, das ihn singen hörte, und aus seiner männlichen Warte wäre es wohl wirklich blöd gewesen, das nicht ein klein wenig auszunützen. Nicht, dass ich es okay fand – es war dennoch widerlich –, aber wenn ich ihn singen sah und hörte, konnte ich die Situation ein bisschen besser verstehen. Seine Anziehung war unbestreitbar. Würde ich die aufkeimenden Gefühle für ihn nicht entschieden von mir weisen, könnte ich ein leichtes Flattern im Magen spüren.
Dumme, idiotische Gefühle, schimpfte ich mich selbst.
Unter dem Vorwand, mir etwas zu trinken zu holen, und um meiner unnötigen Hormonausschüttung den Hahn abzudrehen, ging ich aus dem Raum, bis Johnny fertig war. "
― Martina Riemer , Road to Hallelujah (Herzenswege #1)
4
" Sind das Schneeengel, die sie da nachmacht?" Und dabei dachte ich, Kelsey wäre verrückt. Obwohl Sarah, wie sie sich im Bett wälzte, eigentlich ganz süß aussah – auf die schräge Art.
„Oh Gott, ist die knuffig. Darf ich sie behalten, bitte, bitte“, flehte Kelsey neben mir und ihre Augen leuchten, was mich kurz zum Lachen brachte.
„Sie ist kein Chihuahua, denn du behalten kannst.“
Kelsey schmollte, was bedeutete, dass sie auf ihre typische Art, die Unterlippe wie ein Kleinkind nach vorne schob.
„Aber ich füttere sie auch und bin ganz lieb zu ihr. Versprochen.“
In diesem Moment stoppte Sarah abrupt mit ihren Bewegungen, setzte sich auf die Knie und starrte uns mit roten Wangen an. Zuerst blickte sie zu Kelsey, zu mir und dann wieder zu Kelsey, bevor sie bei mir hängen blieb.
„Hat sie etwa gerade gesagt, ich sei ein Hund?“
Ich prustete los und Kelsey zwinkerte Sarah zu.
„Eigentlich hat sie gesagt, dass du knuffig bist und sie dich behalten will, worauf ich gemeint habe, du bist kein Chihuahua.“
„Das ist aber auch nicht besser“, gab sie irritiert zurück, und ich zuckte mit den Schultern. „Es gibt aber Schlimmeres."
(Johnny) "
― Martina Riemer , Road to Hallelujah (Herzenswege #1)
5
" (Sarah)
Während ich nach dem richtigen Förderband Ausschau hielt, fing er neben mir wieder ein Gespräch an: »Du spielst gut.«
Ohne meine Suche zu unterbrechen, antwortete ich ihm. »Danke. Und du singst richtig gut.«
Ups, das richtig hatte ich eigentlich weglassen wollen. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass sich sofort einer seiner Mundwinkel hob.
Na toll, wieder Futter für sein haushohes Selbstbewusstsein. Im Geiste klatschte ich mir an die Stirn.
»Ebenfalls danke. Du klingst überrascht, hat Nat dir denn nie von meinem Talent erzählt? Hast nicht damit gerechnet, dass es stimmt, nicht wahr?«
Nun verdrehte ich vor ihm meine Augen, damit er meine Reaktion mitbekam. Ich holte mir eine Weste aus meinem Rucksack und schlüpfte hinein, als ich ihm antwortete: »Nein. Und noch einmal nein. Er hat nur kurz erwähnt, dass du Gitarre spielst und singst. Muss ich es dir schon wieder sagen, es dreht sich nicht alles um dich. Das meiste, was ich von Nat über dich gehört habe, handelte von irgendwelchen Frauengeschichten, die selbst ihm als Mann zu heftig waren.«
Sein Grinsen verschwand, genauso wie ich es mir gedacht hatte. Doch dann war es schon wieder an Ort und Stelle, was mich wiederum irritierte. Besonders, als er sagte: »Du bist schon wieder unhöflich. Merkst du das eigentlich noch? Jede andere würde wenigstens versuchen, nett zu sein.«
Endlich hatten wir die richtige Bahn erreicht und ich stellte mich neben die wartenden Fluggäste. Johnny quetschte sich zwischen mich und einen anderen Passagier, als wäre unser Gespräch nicht beendet und als würde er auf eine Antwort warten. Na schön. Ich drehte mich in seine Richtung.
»Junge, hatten wir das Thema nicht schon vor ein paar Stunden? Das, was ich tue, nennt man Ehrlichsein. Schreib dir das auf, dann vergisst du es nicht wieder.«
Er kratzte sich am Kinn und spielte den Beleidigten, was aber nur von kurzer Dauer war, denn irgendwie schienen ihn meine Antworten auch zu belustigen. Das konnte sein nächster Kommentar nicht verbergen.
»Ein kleiner Tipp für die Zukunft: Du bist netter, wenn du den Mund nicht aufmachst.« "
― Martina Riemer , Road to Hallelujah (Herzenswege #1)
6
" Sein braungebrannter Oberkörper war noch ein wenig feucht und Wasser tropfte von seinen langen dunklen Haaren auf seine Haut. Ich biss mir auf die Unterlippe, was die einzige Bewegung war, zu der ich fähig war. Mir war klar, dass ich ihn peinlicherweise jetzt genau wie die Schlampen im Club wollüstig anschmachtete, aber ich konnte nichts dagegen tun. Eigentlich sollte ich wirklich gehen, aber ich konnte nicht. Außerdem, hatte er mich nicht schon einmal genau so im Badezimmer beobachtet? Also war es nur fair.
Er war so verdammt gut anzusehen und mein Körper reagierte wie der jeder Frau bei diesem Anblick. Mir wurde heiß, nicht nur im Gesicht, sondern überall, vor allem weiter unten. Dabei hatte ich ihn schon in seinen Badeshorts gesehen, aber dennoch, das hier war etwas komplett anderes. Was noch schlimmer wurde, als er das Tuch von der Hüfte löste und begann, damit seine Haare zu rubbeln. Unter der Haut bewegten sich die Muskeln seines Rückens, die hinunter zur schmalen Hüfte verliefen. Mein Blick ging noch tiefer und ich hatte keine Spucke mehr im Mund, als ich seinen Po betrachtete. Unwillkürlich krallte ich die Finger in meine Shorts, was zur Folge hatte, dass mir das Handy aus der Hand rutschte und auf den Boden fiel. Der Teppich war dick und dämpfte das Geräusch, aber man konnte es dennoch deutlich hören. Instinktiv wollte ich die Augen zusammenpressen, so wie kleine Kinder, die sich nur mit dem Gesicht hinter einem Vorhang versteckten, und glauben, wenn sie den anderen nicht sehen konnten, dann würden sie auch nicht gesehen werden. Was natürlich nicht der Fall war.
Daher schluckte ich und sah wieder hoch und – wie erwartet – in Johnnys Gesicht, als er über die Schulter blickte. Und was ich in seinen tiefblauen Augen lodern sah, erregte mich stärker und machte mir gleichzeitig mehr Angst, als alles zuvor. Meine Augen blieben an seinen haften, auch als ich aus den Augenwinkeln bemerkte, wie er das Handtuch wieder um die Hüfte legte. Langsam drehte er sich um und beinahe raubtierhaft zielstrebig kam er auf mich zu, wie ein geschmeidiger Panther, den nichts stoppen konnte. Kurz vor mir blieb er stehen, als würde er warten, ob ich davonlief oder nicht.
Auf keinen Fall, jetzt nicht mehr.
Zu keinem Zeitpunkt hatte er den Blickkontakt zu mir unterbrochen, er musste meine Gedanken darin gelesen haben. Seine Hände umfassten mein Gesicht, strichen mir halbfeuchte Haare aus der Stirn und dann beugte er sich zu mir hinab. Ich hielt den Atem an, wartete auf seine Lippen, die sich aber nicht auf meine legten, sondern einen Zentimeter vorher verharrten. Als würde er noch immer auf meine Entscheidung warten. Mir wurde klar, dass ich diese schon lange getroffen hatte, nur viel zu feige und engstirnig gewesen war, sie mir auch einzugestehen.
Ich griff in seine nassen Haare und zog ihn das verbleibende Stück zu mir hinunter. Ein Blitzschlag fuhr von meinen Lippen ausgehend durch meinen Körper, zwischen meine Beine – dann war es um mich und meine Selbstbeherrschung geschehen. Und wie es aussah, auch um seine. Denn statt weiterhin so sanft mein Gesicht zu halten, rutschten seine Hände meinen Rücken entlang bis er an meiner Hüfte angelangt war und sie fest drückte. Wie von selbst bog sich ihm mein Körper entgegen und ich strich mit der Zunge über seine Lippen, dann öffnete ich den Mund für seine und unser Kuss wurde fordernder. Seine Hände glitten noch weiter hinunter, umfassten meinen Po und während wir uns keuchend küssten, hob er mich mit einem Ruck hoch. Meine Beine schlang ich um seine Hüfte und unter dem Tuch konnte ich ihn spüren, was mir ein Stöhnen entlockte, das mir noch nie über die Lippen gekommen war. Daraufhin gab Johnny einen erstickten Laut von sich, küsste mein Kinn, meinen Hals und knabberte am Ohr, an dem er heiser flüsterte: »Sag mir, dass ich aufhören soll.«
»Hör nicht auf«, bat ich leise und drückte mich nur noch fester an ihn. "
― Martina Riemer , Road to Hallelujah (Herzenswege #1)
8
" Auch wenn ich sie bereits im Bikini gesehen – also richtig angestarrt – hatte, war es beim Surfunterricht wieder etwas vollkommen anderes, da ich nun näher herantreten musste. Natürlich nur, um ihre Beine richtig zu positionieren oder ihre Haltung auszubessern, während ich beim Trockentraining am Strand erklärte: »Du musst in der Mitte immer fest bleiben, sonst hast du am Brett auf der Welle keine Chance. Körperspannung ist das A und O beim Surfen. Und natürlich Talent«, witzelte ich großspurig und Sarah verdrehte die hübschen, grünen Augen.
»Klar, du hast aber auch überall Talente, stimmt‘s?«
»Stimmt genau!«
»Kann man Selbstbewusstsein eigentlich irgendwo in einer Dose kaufen? Du scheinst das ja mit Löffeln zu futtern wie andere Nutella«, gab sie schlagfertig zurück.
Unbekümmert zuckte ich die Schultern.
»Klar, haben sie jetzt drüben bei Wal-Mart. Aber nur für Kunden über 1,60. Tut mir leid, knapp verpasst.« "
― Martina Riemer , Road to Hallelujah (Herzenswege #1)
9
" Wie ich mir schon hatte vorstellen können, machte sie im hautengen, ärmellosen Neoprenanzug eine Top-Figur. Auch wenn ich sie bereits im Bikini gesehen – also richtig angestarrt – hatte, war es beim Surfunterricht wieder etwas vollkommen anderes, da ich nun näher an sie herantreten musste. Natürlich nur, um ihre Beine richtig zu positionieren oder ihre Haltung auszubessern, während ich beim Trockentraining am Strand erklärte: »Du musst in der Mitte immer fest bleiben, sonst hast du auf der Welle keine Chance. Körperspannung ist das A und O beim Surfen. Und natürlich Talent«, witzelte ich großspurig und Sarah verdrehte ihre hübschen, grünen Augen.
»Klar, du hast aber auch überall Talente, stimmt‘s?«
»Stimmt genau!«
»Kann man Selbstbewusstsein eigentlich irgendwo in einer Dose kaufen? Du scheinst das ja zu löffeln wie andere Nutella«, gab sie schlagfertig zurück.
Unbekümmert zuckte ich mit den Schultern.
»Klar, haben sie jetzt drüben bei Wal-Mart. Aber nur für Kunden über 1,60. Tut mir leid, knapp verpasst.« "
― Martina Riemer , Road to Hallelujah (Herzenswege #1)
10
" Kurz hörte ich Johnny nach Luft schnappen, doch dann hatte ich die Distanz zwischen uns überwunden und fuhr vorsichtig mit den Lippen über seinen Mund, der sich genauso weich und himmlisch anfühlte wie er aussah und wie ich ihn in Erinnerung hatte.
Verdammt aber auch, davon könnte man süchtig werden.
Eine angenehme Wärme breitete sich in mir aus und mein Herz flatterte, als mein Atem dort anfing, wo seiner aufhörte. Anstatt den Mund zu öffnen und mich wirklich zu küssen, wie ich es von ihm erwartet hätte, hielt Johnny vollkommen still und wartete ab. Da meine Vernunft bereits zum Teufel gegangen war, drückte ich mich noch fester an ihn und küsste ihn bestimmter, öffnete meinen Mund für ihn. Dann begann er endlich mich richtig zu küssen, als würde er nur durch mich atmen. Unsere Zungen begegneten sich, dann strich ich an seiner Unterlippe entlang, biss sanft hinein, was ihm ein Stöhnen entlockte und mir Hitze an Stellen bereitete, die sehr lange kein Mann mehr berührt hatte. "
― Martina Riemer , Road to Hallelujah (Herzenswege #1)