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" Das, was der Begriff des "Kapitalismus" leisten sollte, war sehr viel - mehr sogar als die übrigen "Querschnitte". Man wollte mit ihm nicht bloß das "Wesen" der Erscheinungen darstellen, das jenseits der historischen Einzelerscheinungen liege und um das sich der Nationalökonom hauptsachlich zu bemühen habe. Das wollte man mit den übrigen Querschnitten - wie Stadtwirtschaft oder Hauswirtschaft - auch. Vielmehr sah und sieht man im Kapitalismus zugleich die wirkende Substanz der modernen Wirtschaft. Die einzelnen Erscheinungen - etwa die Zerstörung alter Handwerkszweige, die Bildung von Kartellen, die Ausdehnung des Welthandels, die Umgestaltung der sozialen Struktur der Länder - werden als Taten eines realen Wesens, eben des Kapitalismus, seine Krisis als ein Verfall dieses Wesens angesehen. Marx und seine Schüler haben in besonderem Maße dahin gewirkt, diese Denkform zu verbreiten. Bei vielen Marx-Schülern und bei anderen Schriftstellern wird der Kapitalismus sogar zur personifizierten Substanz oder zur Person. Es wird berichtet, was der Kapitalismus in Europa und sonstwo vollbracht habe, daß er sein Zerstorungswerk auf der Erde fortsetzen werde, daß der Hochkapitalismus in einem eigentümlichen Rhythmus von Aufstieg und Niedergang gelebt habe und daß er ruhiger, gesetzter, vernünftiger werde, wie es seinem zunehmenden Alter entspreche, daß er aber noch immer Vorräte von Waren zerstore oder Arbeiter ausbeute. Das mogen manchmal nur Eigenheiten der sprachlichen Formulierung sein; meist ist es mehr: den Kapitalismus als gestaltende Substanz oder als reales, lebendes Wesen aufzufassen, ist üblich geworden. Die Masse der Menschen liebt es im übrigen, in solchen Kategorien zu denken und ihnen noch eine besondere Gefiihlsbetonung zu verleihen. "

, The Foundations of Economics: History and Theory in the Analysis of Economic Reality


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 quote : Das, was der Begriff des