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" ...Die digitale Welt ist längst die reale Welt!"
Noch zwei Stühle, die er an der Tischkante ausrichtet.
"Wie es außerhalb dieser Welt geht, kannst du an jedem Hinterwäldler oder Obdachlosen auf der Straße feststellen. Es heißt entweder drinnen oder draußen, ein oder aus, 1 oder 0. Das ist das Wesen der digitalen Welt, denn sie kennt keine dritte Möglichkeit. Damit ist es heute auch das Wesen der gesamten Welt. Sie kennt kein bisschen, kein Vielleicht, kein Weder-Noch, keine Zwischentöne."
Zwei weitere Stühle, damit stehen alle leeren Stühle im gleichen Abstand parallel zur Tischkante.
"Das enstpricht ohnehin der Weise, wie die Menschen ihre Welt ordnen: schwaz-weiß, gut-schlecht. Wie wussten schon Jesus und Präsident Bush: 'Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.'"> "
― Marc Elsberg , ZERO
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" He heard his daughter's quiet sobs, saw her little shoulders shaking. He hadn't seen her cry like this before. This wasn't just her being moody or stubborn. The kids might not know what's going on, he thought, but they sense it. Our helplessness, our tension, our fear. Bollard stroked her hair, took her in his arms. Her delicate body was racked with sobs now, her tears spilled onto his shirt as he held her in his arms and gently rocked her.
That's how we all feel, honey, he thought, that's how we all feel. "
― Marc Elsberg , Blackout
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" Früher oder später werden wir alle lernen müssen, dass die Welt das eine oder andere über uns weiß. Das war im Übrigen schon immer so. Ich bin in einem echten Kaff in Sussex groß geworden. Jeder kannte jeden. Wusste, wer mit wem hinter der nächsten Brombeerhecke fremdging. Wer soff, wer krank oder impotent war oder ein Geschäft plante. Heute wohne ich eben im globalen Dorf."
"Das alte Dorf war ein überschaubarer Kreis."
"Aber er war nicht angenehmer. Und auch nicht gnädiger. Wehe, du hast nicht mitgespielt, warst am Sonntag nicht in der Kirche oder beim Feuerwehrfest oder im Elternrat der Schule. Anonymoität, Privatsphäre? Fehlanzeige. Ein Außenseiter hat kein leichtes Leben im Dorf."
"Aus dem Dorf kann man wegziehen. Stadtluft macht frei. Warum bist du in London?"
"Weil man da draußen nur Schafhirte oder Alkoholiker werden kann?", fragt Anthony. "Oder beides?"
"Aus dem globalen Dorf kann man nicht wegziehen."
"Willst du das denn?"
"Ich habe schon ganz gern einen Platz, an dem ich nicht gestört werde."
"Ich habe nichts zu verbergen", meint Anthony jovial.
"Wie langweilig!", erwidert Cyn und amüsiert sich über Anthonys verdutze Miene. Chander im Nebensitz grinst mit ihr.
"Wie viel verdienst du eigentlich?", fragt sie.
"Was hat das damit zu tun?", fragt Anthony zurück.
"Wie viel verdienst du?"
"Ich...ähm", druckst Anthony herum.
"Na also, geht doch! Wie sieht dein bestes Stück aus?"
"Ja, los, sag schon", lacht Chander.
"Ich weiß, worauf du hinaus willst"; lächelt Anthny nachsichtig. "Dass wir alle unsere kleinen Geheimnisse brauchen. "
― Marc Elsberg , ZERO